In Vorbereitung unserer Kundgebung „100 Jahre Kapp-Putsch – 100 Jahre Generalstreik – Massenstreik gegen Faschismus und Militarismus“ am 14. März 2020 fragten wir, die Koordination „Unvollendete Revolution 1918/19“:
Martina Renner (MdB, DIE LINKE)nach ihren Kenntnissen über das Einsickern rechter Netzwerke in Bundeswehr und Polizei,
Reiner Zilkenat(Historiker): Wer waren die Putschisten und ihre Hintermänner?
Zum hundertsten Mal jährt sich am 13. März der Putsch der Generale, der die junge Weimarer Republik beseitigen wollte. Die wegen ihrer Mordtaten gegen die Arbeiterbewegung einschlägig bekannten Freikorps marschierten in Berlin ein, setzten Kapp, Landschaftsdirektor und Mitglied des Aufsichtsrats der Deutschen Bank, als Diktator ein und besetzten die Regierungsgebäude.
Die SPD-geführte Reichsregierung floh nach Stuttgart, hinterließ aber einen Aufruf zum Generalstreik, dem sich die Gewerkschaften und die Parteien der Arbeiterschaft anschlossen. Auch in Berlin wurde den Putschtruppen entschiedener Widerstand entgegengesetzt. Am Schöneberger Kaiser-Wilhelm-Platz hatte das “Schutzregiment Groß-Berlin” das alte Schöneberger Rathaus und das Lazarett “Maison de Santé” besetzt, und eine große Menschenmenge stand den Putschisten gegenüber. Die Soldaten trugen schon damals ein Hakenkreuz auf ihren Stahlhelmen und Militärfahrzeugen. Sie schossen in die Menge und töteten mindestens sieben Menschen.
Der in großer Geschlossenheit durchgeführte Generalstreik schnürte der Putschregierung die Kommunikationswege, die Gefolgschaft und die Finanzen ab – sie saß bei Kerzenschein in der Reichskanzlei und musste nach fünf Tagen aufgeben. Die Hoffnung der Arbeiterschaft, nun den Sozialismus durchsetzen zu können, erfüllten sich jedoch nicht – die gerettete Reichsregierung setzte das Militär gegen sie ein. Wenige Jahre später fanden sich die Putschisten in den Führungspositionen des Nazistaates wieder.
Wie in der Weimarer Republik wurde auch in der BRD die Demokratie mit rechtem Personal aufgebaut. NSDAP-Mitglied Kurt Georg Kiesinger schaffte es bis zum Bundeskanzler, Hitler-General Adolf Heusinger wurde Generalinspekteur der Bundeswehr und der Generalmajor der Wehrmacht Reinhard Gehlen baute den Bundesnachrichtendienst auf.
Das eben erst aufgeflogene “Hannibal” Netzwerk innerhalb der Bundeswehr wirkt vor diesem Hintergrund fast schon wie Traditionspflege. Ein bundesweites Netzwerk aus ehemaligen Reservisten, Polizisten, Angehörigen von Spezialeinsatzkommandos, Richtern, Verfassungsschutzmitarbeitern bereitet(e) sich auf den Umsturz vor, es wurden Todeslisten angefertigt, die Kontakte dieser Struktur reichen bis in die AfD hinein. Die Morde in Hanau sind der traurige Höhepunkt von über 200 Toten seit 1990 rechter Gewalt. Die Wahl eines FDP Ministerpräsidenten in Thüringen mit den Stimmen von CDU und AfD zeigt wie brüchig die viel beschworene Brandmauer gegen rechte Gewalt und deren Wegbereiter ist.
Zusammen wollen wir am 14. März an den Generalstreik gegen den Kappputsch erinnern. Wir wollen den Mut der Streikenden feiern und ihren schwer erkämpften Sieg. Hunderte von Menschen sind für Demokratie und Sozialismus gefallen. Die wichtigste Botschaft dieses Streiks lautet auch hundert Jahre später noch: Wenn große Teile der Bevölkerung für ihre Interessen zusammenstehen, wenn wir uns nicht spalten lassen, können wir jedem Angriff trotzen. Die Proteste am 4. März in Betrieben und Verwaltungen sind ein erster Schritt der Gegenwehr heute gegen rechts . Gegenmacht statt Ohnmacht!
Kommt zur Kundgebung am 14. März um 15 Uhr zum Kaiser-Wilhelm-Platz in Schöneberg!
V.i.S.d.P.: B. Hopmann; Kontakt & info: 1918unvollendet@gmx.de https:// 1918unvollendet.org/
Kundgebung: 14. März 2020 | 15.00 Uhr Kaiser-Wilhelm-Platz (Berlin-Schöneberg)
Redner*innen:
Frank Wolf (ver.di Landesbezirksleiter Berlin-Brandenburg), Grußwort;
Bernd Langer (Kunst und Kampf, Historiker);
Claudia von Gélieu (VVN/VdA, Betroffene der Naziangriffe in Neukölln);
Rainer Perschewski (EVG – Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft, Bundesvorstand);
Luka Heyer (IMI – Informationsstelle Militarisierung);
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Dieser Vortrag und Diskussion wurde in der Mediengalerie (Ver.di) am 27.06.2022 durchgeführt. Hier das Video und der Flyer zur Veranstaltung. Am … Weiterlesen →
Am 24. Juni 1922 wurde der deutsche Außenminister Walther Rathenau (DDP) von Mitgliedern der rechtsextremen Organisation Consul ermordet.
Am 27. Juni 1922 folgten Millionen Menschen einem halbtägigen Demonstrationsstreik „Zur Verteidigung der Republik und der Grundrechte der Arbeitnehmerschaft“.
Aufgerufen dazu hatten die drei Arbeiterparteien MSPD, USPD, KPD und die Gewerkschaften ADGB und AfA-Bund
Veranstaltung in der Ver.di Mediengalerie zur Wende 1989/90
“30 Jahre vom Volkseigentum zur Treuhand”
Am 7. Februar 2020 hat die ver.di Mediengalerie zusammen mit der Koordination „1918 unvollendete Revolution“ zu einer Veranstaltung zur Erinnerung an 30 Jahre „Vom Volkseigentum zur Treuhand“ eingeladen.
Gemeinsames Thema natürlich die Privatisierung der DDR-Betriebe. Diskutiert wurde nach Beiträgen von Sebastian Gerhardt und Bernd Gehrke mit ihnen zum betrieblichen Widerstand in der DDR 1989/91. Die Veranstaltung hatte viele Besucher, die davon profitierten, dass die beiden Referenten selbst an den Auseinandersetzungen teilgenommen hatten und die damalige Situation hervorragend analysierten. Eine lange Debatte folgte, in der die Ambivalenz der Prozesse deutlich wurden. Mit der Währungsunion war klar, dass es keine demokratisch-sozialistische DDR mehr geben würde. Viele aktive Gewerkschafter aus der DDR hofften auf den DGB und die Brudergewerkschaften im Westen. Aber es gab eben auch viele Illusionen in die Vorteile des Kapitalismus.
Die Reden der Referenten liegen uns nicht vor, aber die Thematik wird von ihnen auch behandelt in dem Expressheft “Ränkeschmiede DDR“, wo ihre Beiträge auch im Netz* vollständig direkt hintereinanderstehen. Die Fragen und Antworten an und von Sebastian Gerhardt sind hier zu lesen.
Veranstaltungen zum 100. Jahrestag Generalstreik gegen den Kapp-Lüttwitz Putsch
Die Kundgebung “100 Jahre Kapp-Putsch – 100 Jahre Generalstreik – Massenstreik gegen Faschismus und Militarismus” konnte am 14. März 2020, ab 15 Uhr auf dem Kaiser-Wilhelm-Platz in Berlin-Schöneberg durchgeführt werden. Vor und während der Kundgebung wurde ein aktuelles Flugblatt zum 100-jährigen Jubiläum des Generalstreiks an Teilnehmende und interessierte Bevölkerung verteilt.
Bei dem Datum „9. November“ denken die meisten Menschen spontan an die Maueröffnung 1989, wenige auch an Reichspogromnacht 1938. Lediglich vor zwei Jahren, 2018 wurde von Teilen der Öffentlichkeit auch der 9. November 1918 zur Kenntnis genommen, als mit der Abdankung Kaiser Wilhelms die Novemberrevolution begann. Wir sind der Auffassung, dass diesem Ereignis in Deutschland nach wie vor viel zu wenig Beachtung geschenkt wird. Die Ziele von 1918 wurden bisher nur in Ansätzen verwirklicht und sind bis heute unvollendet und haben deshalb noch bis heute Auswirkungen auf die gesellschaftlichen Auseinandersetzungen.
Am 8. November 2018 haben wir auf einer Kundgebung mit rund 200 Teilnehmenden vor dem Brandenburger Tor an die Novemberrevolution, ihre Erfolge, ihre Niederlagen und auch an noch immer nicht verwirklichte Forderungen und Ziele der Revolution erinnert.(ausgewählte Redeauszüge)
Dies soll keine einmalige Aktion gewesen sein. Deshalb wollen wir auch in diesem Jahr wieder zum einen an die damaligen Ereignisse erinnern und auch über ihre heutige Tagesaktualität reden. Wegen der aktuellen Pandemie stehen zur Zeit leider alle Projekte unter einer gewissen Planungsunsicherheit. Daher ist es auch nicht möglich, wie ursprünglich geplant, diese Veranstaltung auf dem Dargonerareal hinter dem Finanzamt Kreuzberg durchzuführen. Hier fand mit der Ermordung der unbewaffneten Vorwärtsparlamentäre 1 der Auftakt der blutigen Niederschlagung der revolutionären Bewegung statt. Es gibt in Berlin keinen Ort, an dem an die Novemberevolution und ihre blutige Niederschlagung gedacht wird. Wir sind der Auffassung, dass hier auf dem Dragonerareal ein geeigneter Ort ist. Mit unserer Veranstaltung wollen wir auch dieser Forderung Nachdruck verschaffen.
Nach der Absetzung des linken Polizeipräsidenten Emil Eichhorns am 4. Januar 1919 kam es zu Unruhen, bei denen das Gebäude des Vorwärts, der Zeitung der SPD, in der Lindenstraße besetzt wurde. Die Regierung beauftragte Freikorpstruppen mit der Räumung des besetzten Gebäudes, die dabei unter anderen Artillerie einsetzte. Daraufhin schickten die Besetzer eine Delegation mit 7 unbewaffneten Parlamentären zwecks Kapitulationsverhandlungen. Dies wurden von den Freikorpssoldaten in die Dragonerkaserne getrieben und hier nach schweren Misshandlungen erschossen. Es waren die ersten politischen Morde an der Wiege Weimarer Republik und der Auftakt der gewaltsamen Niederschlagung aller revolutionären Bestrebungen[↩]
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